Aktiv bis ins hohe Alter

Sie halten sich fit – bei Aktiv-bis-100

Auch Bewegung im Sitzen gilt als Sport

Ist Sport im Sitzen Sport? Ja, ganz klar, sagt Lydia Karell. Alles, was Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und/oder Koordination fördert, gilt als Sport, erklärt die Übungsleiterin, die beim Turnverein Sindlingen Sportstunden für Hochbetagte anbietet.

Übungsleiterin Lydia Karell hält ihr Gruppe fit

 Gezieltes Tun für einen der genannten Sektoren ist Sport. Dauerlauf ist Sport. Gassigehen ist Sport. Spazierengehen ist Sport. Und selbstverständlich sind auch die Gymnastikrunden „Aktiv-bis-100“ und „Fit bis 100“ Sport.

Unterschiedlich sind nur die Ansprüche und Möglichkeiten. „Gesunde Menschen ohne körperliche Einschränkungen machen keinen Sitzsport. Wir sitzen eh zuviel“, sagt Lydia Karell. Aber für alle, die es im Stehen nicht mehr können, seien die Kurse ein klasse Angebot. Den Muskeln ist es letztlich gleich, ob sie im Stehen, Sitzen, Laufen oder Liegen gefordert werden.

Entscheidend ist, dass sie gefordert werden. Zum Beispiel die Muskelkraft. Im Sitzsport geht es nicht ums Heben möglichst schwerer Hanteln, sondern etwa darum, die Beine gerade oder gebeugt zu heben. „Training für die vordere Oberschenkelmuskulatur ist wichtig und Pflicht in jeder Stunde“, sagt Lydia Karell: „Diese Muskeln brauchen wir fürs Aufstehen und Gehen, fürs Hochkommen und Treppensteigen.“ Auch die Beweglichkeit lässt sich im Sitzen stärken. Die Teilnehmer drehen und biegen den Oberkörper in alle Richtungen, was Wirbelsäule und Schultern guttut, oder kreisen mit einem Bein, um das Hüftgelenk zu mobilisieren. „Hierbei geht es darum, den Bewegungsradius zu erhalten oder auch erst wieder aufzubauen“, erklärt die Übungsleiterin. Aber wie sieht ein Ausdauertraining im Sitzen aus? „Wir gehen zum Beispiel im Sitzen auf der Stelle und machen dazu Armbewegungen wie beim Walking“, nennt Lydia Karell ein Beispiel: „Der Puls geht hoch, Herz und Kreislauf werden angeregt. Das ist für die Zielgruppe Ausdauertraining.“ Schnelligkeit dagegen lässt sich im Sitzen nur bedingt fördern. „Wir können im Sitzen schneller gehen oder rasche kleine Trippelbewegungen mit den Füßen machen“, sagt sie. Jedoch sei Schnelligkeit, ähnlich wie im Reha-Sport, nicht das Ziel.

Wesentlich wichtiger ist die Koordination .Dabei werden verschiedene Fertigkeiten miteinander kombiniert: Arme und Beine gegengleich bewegen, das Gleichgewicht bei Rotationsübungen halten, mit verschiedenen Materialien wie Bällen oder Tüchern umgehen, reagieren, wie etwa bei einem Wurfspiel, und als Gruppe gleich agieren, also darauf achten, was die anderen tun, und sich ins große Ganze einfügen. „Hier geht es immer um die Steuerung durch das Gehirn. Es gibt die Impulse an die Muskeln weiter. Man könnte die Koordination also auch als Gehirntraining bezeichnen“, sagt Lydia Karell: „Ist ja auch logisch: Ohne Steuerungszentrale nutzt der beste Körper nichts.“

Die regelmäßige Teilnahme an den Übungsstunden sei der beste Weg, lange gesund und fit zu bleiben. „Ärgerlich finde ich es, wenn andere, die nichts machen, sich über den Sitzsport lustig machen“, sagt Lydia Karell: „Das ist schade.“ Die Damen und Herren 70 plus, die jede Woche mitmachen, wissen es besser. Sie empfänden die Übungen teilweise als anstrengend, für sie seien sie gleichermaßen Sport und Gemeinschaftserlebnis. Denn selbstverständlich lachen sie viel miteinander, unterhalten sich, nehmen Anteil am Leben der Anderen. „Ich fühle mich insgesamt besser“, „ich habe weniger Schmerzen“, „ich kann leichter aufstehen“ seien nur einige der positiven Rückmeldungen.

„Sport kann hier wie eine Wunderpille wirken“, bestätigt Dr. Renate Ahlers-Zimmermann. Die Allgemein- und Sportmedizinerin begleitet die Herzsportgruppe im Turnverein und rät jedem dazu, täglich wenigstens 30 Minuten oder mehr etwas für die allgemeine Ausdauer zu tun – je nach seinen Fähigkeiten. Wie beim Sport im Sitzen sinkt dadurch der Sauerstoffbedarf des Herzens, beugen die Aktiven Rhythmusstörungen und Bluthochdruck vor, verbessern sich die Fließeigenschaften des Blutes und der Stoffwechsel und vermindert sich die Entwicklung von Arteriosklerosen, nennt sie einige Aspekte: „Und das in jedem Alter und ohne Nebenwirkungen!“ hn

Dr. Renate Ahlers-.Zimmermann

Der Turnverein Sindlingen bietet ein breit gefächertes Angebot an Sportstunden für die Bedürfnisse von Senioren. Freitags von 9 bis 10 Uhr übt die Gruppe „Fit ab 60“. Die Teilnehmer haben alle früher schon Sport getrieben. Von 10.15 bis 11.15 Uhr trifft sich die Gruppe „Aktiv bis 100“ zum Sitzsport. Danach, von 11.30 bis 12.30 Uhr, gibt es in der zweiten Gruppe „Aktiv bis 100“ eine Mischung aus Übungen im Sitzen und Stehen. Zur Zeit trainieren die Gruppen, die alle von Lydia Karell geleitet werden, im katholischen Gemeindehaus St. Dionysius, Huthmacherstraße 21. Sobald das Turnerheim an der Farbenstraße 85j wieder zugänglich ist, werden sie dort weitermachen. Weitere Informationen zu den Angeboten gibt es im Internet auf der Seite www.tv-sindlingen.de sowie in der Geschäftsstelle in der Mockstädter Straße 12. Sie ist montags von 17.30 bis 19 Uhr geöffnet und unter der Telefonnummer 069 45 09 01 92 zu erreichen.

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